Die Kleinste hat soeben ihre erste richtige Bastelschere bekommen.
3 Minuten später:

Den nächsten lieblos um irgendein Balkongeländer drapierten Lichtschlauch, vorzugsweise in hässlichem Türkis, schneide ich durch.

Alle zur Adventsbeleuchtung zweckentfremdeten, draußen an Bäumen, Sträuchern und Balkongeländern drapierten Lichtschläuche werde ich durchschneiden.

Mein Sohn ist heute seit 18 Jahren auf dieser Welt.
Naja, noch nicht ganz, sondern erst um 21.32 Uhr.
(Und ich sach noch, damals:"Beeil Dich, um halb 10 wird er da sein!")

Obwohl ich ja nun schon seit 18 Jahren wußte, daß dieser Tag kommen wird und eigentlich genug Zeit hatte, mich darauf vorzubereiten, kam er dann doch ganz plötzlich.
Viele Ängste begleiteten mich in den 18 Jahren, z.B. jeden Tag, wenn Du mit dem Rad zur Schule fährst, oder als Du nach Malta geflogen bist, aber auch Ängste, daß Du diesen Tag nicht erleben könntest.
Darum habe ich Dich wie auch Deine beiden Schwestern stets immer in ein bißchen mehr Watte gepackt als wahrscheinlich nötig war.
Geschadet hat es sicher nicht (sagen sich alle Mütter), geholfen aber bestimmt, denn nur ganze 3 oder 4 wirklich ernsthafte Vorfälle gabe es: als Du wegen Deinen hühnereigroßen Mückenstichen zur Beobachtung in die Klinik mußtest, und auch wegen der kleinen Platzwunde am Kopf (wir wußten ja gestern nicht mal mehr, wo Du sie Dir zugezogen hattest) und Deiner gequetschten kleinen Finger, weil Du sie in dem Moment zwischen Tür und Angel stecktest, als ich die Tür zuzog - dagegen half auch all meine Watte nichts.
Ein einziges Mal nur hat Dein Schutzengel seinen Einsatz verpasst, ist aber zum Glück noch rechtzeitig erschienen, sonst wäre Dein Fahrradunfall vor knapp 2 Jahren wohl nicht so glimpflich ausgegangen.

Als ich gestern Abend Dein Erinnerungs-Album gebastelt habe, mußte ich alle 10 Minuten in die Küche, eine Runde weinen...Tränen um und für Dich, wie schon einige Male zuvor, die mir in all den Jahren niemand trocknete.
Tränen der Freude, aber auch der Traurigkeit.
Traurig, weil ich (aber nicht zum ersten Mal) daran denke, wie oft Du wohl schon geweint haben magst aus verschiedenen Gründen, ohne daß ich Deine Traurigkeit und Tränen bemerkt habe und Dich somit nicht getröstet habe, nicht trösten konnte.
Ich wünsche Dir, daß immer jemand für Dich da ist, wenn Du nochmal weinst.
Traurig, weil ich oft nicht so für Dich da sein konnte, wie Du es verdient hättest und es wichtig für Dich gewesen wäre.
Tränen der Erinnerungen, der ach so schönen, die niemand mit mir teilte.
Braucht auch keiner, denn sie gehören nur Dir und mir.


Soviele "Weißt Du noch's" gingen mir gestern durch den Kopf - viele kannst Du gar nicht wissen, weil Du noch zu klein warst, als ich sie mit Dir erlebte.
Einige haben wir, habe ich verdrängt, weil die Erinnerung sonst zu sehr schmerzt (der Umzug in die Schweiz z.B.).
Aber die allermeisten sind schöne, sehr sehr schöne Erinnerungen.
Ich hoffe, für Dich auch.

Ich bin so unglaublich stolz auf Dich -
stolz auf all Dein Durchhalten der nicht so angenehmen Zeiten.
Auf Deine Kraft und innere Stärke, diese nicht so angenehmen Zeiten scheinbar so unbeschadet überstanden zu haben.
Auf Dich als großen Bruder (so einen wie Dich habe ich mir immer gewünscht).
Auf Deine bemerkenswert guten Schulnoten vom ersten Tag an bis heute.
Auf Dein Vertrauen zu mir. Auch wenn mir bewußt ist, daß Du längst nicht alles mit mir besprichst.
Auf Dich, so wie Du bist.
Und ein winzigklitzekleines Bißchen auch auf mich, weil ich Dich ein winzigklitzekleines Bißchen zu dem "gemacht" habe, der Du bist. (*schulterklopf*-Insider *g*)

Und Du hast alles Recht der Welt, auf Dich selbst stolz zu sein!

So viele schöne Momente mit Dir - wollte ich sie alle hier aufschreiben, müßte ich für mindestens 17 Jahre einen Tag-für-Tag-Eintrag machen und säße dementsprechend lange auch daran. Dann wärst Du schon 36. ;-)
Die meisten schönen Momente gehören nur Dir und mir allein, die teile ich mit niemanden, die gebe ich nicht her. Obwohl ich mir oft gewünscht habe, auch für Dich, daß es da jemanden zum Teilen gäbe. Aber so wie es war und ist, war und ist es auch OK.

Beim gestrigen Kramen in meiner "Baby-Erinnerungskiste", in der sich auch die Dinge aus den ersten Jahren Deiner Schwestern befinden, fiel mir auf, daß es von Dir/ über Dich nicht so viele Sachen gibt wie von/ über die anderen beiden - damals konnte ich noch nicht wissen, an was ich mich gern mal erinnert fühlen würde, in dem ich einen kleinen Kassenbon, ein erstes Spielzeug, nach all den Jahren in die Hand nehme, weil man im Laufe der Jahre ja soviel vergisst.
Aber ich bin mir sicher, daß wir beide all das, was wirklich schön und auch wichtig war, nie vergessen werden.

Ebensowenig wie die letzten 10 Minuten Deiner "Kindheit" letzte Nacht sowie die ersten 30 Minuten Deines "Erwachsenseins".

Ich bin so unsagbar stolz auf Dich.
Weil Du mir das Gefühl gibst, kein Kind verloren, sondern einen guten Freund gewonnen zu haben - Danke!

Ich liebe Dich!

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Seit 18 Jahren nun trage ich eine Kopie der damaligen Geburtsanzeige in der hiesigen Tageszeitung bei mir (und werde es auch weiterhin tun), die da lautete:

Bevor Du geboren wurdest, gab man Dir schon Namen:
"Unnötig", "Überflüssig", "Wahnsinn".

Ich nenne Dich liebevoll Dominik.

Deine glückliche Mutter.

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Und - durch Herrn Aiiia in den Kommentaren soeben daran erinnert worden (ich sagte ja, man vergisst soviel im Laufe der Zeit *g*) - diese ersten 18 Jahre mit Dir waren eine geile Zeit! Ich freue mich auf die nächsten!

Warum, das erklärte Herman van Veen gestern Abend in seiner einzigartigen unachahmlichen Art.
Daß er sich die ursprüngliche Fassung "Gott ist ein Arschloch" in der Dom-Stadt nicht zu sagen traute, paßt zwar nicht ganz zu ihm, der bei keiner Thematik ein Blatt vor den Mund nimmt, ist aber verzeihlich.



Wie schon Mitte der Achtziger, als ich Herman zum ersten Mal live erleben durfte, sowie 1995 und eben gestern sind Menschenrechte, Terror und Krieg Hauptthema des niederländischen Liedermachers. Aber auch die Liebe schreibt er groß - niemand versteht es besser,
die Liebe zu Frau(en), Kind(ern), Freund(en) und ja, sogar die zu seinen Musikinstrumenten in ehrlichere Worte zu packen als er. Er ist der einzige, dem ich all seine gesungenen, gesagten und getanzten Worte glaube, bedingungslos. Höchstens noch die des Herrn Budenzauberers, aber der kann nicht ganz so schön singen & tanzen. ;-)
Van Veens Lieder gehen jedem, der ihn sowieso schon mag, unter die Haut. Oft auch noch tiefer, nämlich bis ins Herz.
Unterstützt wurde er dabei wie immer von hochkarätigen Musikern, die er - wie es typisch ist für ihn - immer wieder voller ehrlichen Respekts auf der Bühne lobt und denen er immer wieder Spielraum für kleinere Solo-Auftritte ließ. Dadurch kam das breite und interessante Spektrum an Musikinstrumenten und Sangeskünsten hervorragend zur Geltung.

Man muß keine Jazz- oder Zigeunermusik mögen. Weder vor dem Konzert noch nachher.
Aber währenddessen tut man es, man kommt nicht drumrum.
Musikalisch überschreitet er ohne Mühe die Grenzen zu spanischen oder auch slawischen Folklore-Einflüssen. Aber nie verlässt er den Boden auf dem er gewachsen ist und bleibt auf Tuchfühlung mit dem Publikum, das ihn liebt und dem er wiederum nah verbunden ist.



Es ist schwer, Herman van Veen bzw. den gestrigen Auftritt zu beschreiben, und ich glaube, das ist von ihm auch genauso beabsichtigt: daß einem für einige Zeit die Worte fehlen. Daß man nachdenkt über sein Gesagtes/ Gesungenes/ Getanztes.
Er ist ein Poet, Liedermacher, Pantomime, Akrobat, Clown, Tänzer, Musiker, Performer, Teufelsgeiger, Geschichtenerzähler.
Und noch viel mehr. Es gibt kein Wort, in das man ihn packen kann; keines, das ausreicht, seinen Künsten gerecht zu werden. Man braucht immer mehrere: genial, phänomenal, perfekt, Weltklasse.

Er steckt so voller Weisheit, die er mal mit Fröhlichkeit, mal mit Melancholie, mal laut und mal ganz leise zu transportieren weiß, wie es nur ein Clown kann. Ein Clown, bei dem die Zwischentöne manchmal mehr sagen als der Text drumrum. Ein Clown, wie er sein muß: zeitlos.
Ein Clown, der er schon immer war und sein wird und vor allem: sein will.

Er träumt öffentlich, aber es sind echte, ehrliche Träume.
Gestern Abend durfte ich einen Teil seiner Träume live miterleben - über zweieinhalb Stunden nahm er mich mit in seine heiter-melancholische Welt, in ein stetes Wechselbad der Gefühle. Auf Lieder, die zu Herzen gingen und manchmal fast zu Tränen rührten, folgten Stücke, bei denen man aus dem Lachen nicht herauskommt.
Danke, Herman!

Und Danke, Herr Budenzauberer! Für die wundervolle Idee und die,mich zu begleiten und überhaupt! :-)

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Als ich Herman van Veen vor 20 Jahren zum ersten Mal erlebte, gab es eine Sequenz mit Pingpong-Bällen. Die hat er immer wieder in seine Bühnenprogramme eingebaut, auch wenn sie wie bei der derzeitigen Tournee "Hut ab" auf den ersten Blick scheinbar keinen Sinn, keinen Zusammenhang außer eben der Verbindung zu seinen ersten Auftritten ergeben.

Außer den persönlichen Erinnerungen an die verschiedensten Konzerte, die ich besuchte und einem nur an mich gerichteten Augenzwinkern von STING, besitze ich außer noch einigen in ein Album geklebten Eintrittskarten nicht mehr als eben so manche LP/ CD - und die nicht mal vollständig - von den Künstlern - ich brauche keine Autogrammkarten, Biographien (OK, mal lesen, aber nicht für immer und ewig aufbewahren) oder Fotos.
Aber den hier, "gefunden" vor der Bühne, konnte ich mir gestern nicht entgehen lassen - man mag mich für bescheuert erklären, aber ich bekomme Gänsehaut, wenn ich ihn berühre:



Vielleicht gebe ich ihn Herman wieder.
In 10 Jahren.

Kleinste:"Ich will auf den Spielplatz."
Ich:"Geht nicht, es regnet ganz feste."
Kleinste:"Dann mach' mal den Regen weg."

Hat sonst noch jemand irgendwelche Wünsche?

Wer hat sich sowas eigentlich ausgedacht?
Mir geht das jedenfalls gewaltig auf den Keks.
Zugegeben, es ist ein schönes Gefühl, wenn jemand in den Kinderwagen schaut und sagt:"Das ist aber eine Süße."
Auch wenn die das wahrscheinlich an Ermangelung eigener (Enkel)Kinder zu jedem Baby sagen.
Von den überwiegend älteren Damen (warum eigentlich ausgerechnet immer ältere Damen?), die immer an die kleinen Wangen tatschen müssen, will ich mal gar nicht reden.
Es gibt solche unsensiblen Artgenossen aber auch in der männlichen Fraktion, eben erst erlebt:
wir betreten einen Bücherladen im Nachbarort, der im Zuge eines Räumungsverkaufes sämtliche Schmöker für 50 Cent verscherbelt. Allerdings sind das solche Bücher wie sie auf dem Flohmarkt in Bananenkisten liegen. Dennoch interessante Fachliteratur entdeckt. Die Kleinste öselte während meines Stöberns ein bißchen im Laden herum, bis plötzlich der Inhaber auf sie zukam. Situation war also, daß das Kind in Blickrichtung Ausgangstür stand, rechts davon ein Regal, von links kommt der Typ. Hält ihr 'nen Kugelschreiber hin. "Da, den kannste haben."
Die Kleinste, völlig aus ihrer Träumerei gerissen und somit etwas perplex, will die Flucht nach vorn antreten und rennt.
Voll vor die Glastür.
Jajaja, der Mann hat es ja nur gut gemeint.
Trotzdem, ein für alle mal: laßt sie in Ruhe. Sie mag das nicht!
Und ich auch nicht.

Und nun stelle ich die Bücher bei Ebay ein und erwirtschafte mindestens den dreifachen Einkaufspreis. *g*

Herr Budenzauberer hat noch wichtige Besorgungen zu tätigen, die er gern allein erledigen möchte. Die Kleinste will aber unbedingt mit, erhält jedoch ein stetes "Nein."
Sie gibt nicht auf, fragt wieder und wieder, und immer erhält sie eine mal ausführlich erklärte, mal eine kurze & knappe Absage.

Daraufhin sie:

"Papa, sag nicht immer Nein.Sag doch mal OK, Du kannst mitkommen!"

Seit ein paar Tagen besteht die Kleinste beim Ritual der Morgenwäsche darauf, ebenfalls mit dem Deostick der Mama in Berührung zu kommen, weil sie auch "gut riechen" will.
Heute war sie mit Herrn Budenzauberer im Bad, dessen (blaufarbiger) Deoroller herhalten mußte.
Daraufhin kommt sie zu mir und teilt mit:

"Guckma, Mama, ich rieche nach Blau."