Trash-TV vs. Würde.
Die Zuschauer-Tribünen waren gut gefüllt in letzter Zeit, auch bei den sich alle Jahre wiederholenden Formaten, bei dem es um Messies geht - mal mehr, mal weniger schlimm.
Momentan schwappt mal wieder eine Welle der zwanghaften Sammler und verwahrlosten Wohnungen durch viele Sender und allein "berufsbedingt" habe ich das bisher geschaut, denn: das, was die, die sich da "Wohn-Experten" oder "Aufräum-Coach" usw. nennen, können, kann ich auch. Kann ich nicht nur, sondern mache ich auch.
Nur eben ohne irgendein Budget eines Fernsehsenders im Rücken, der da mal eben einen 30-Tonnen-Container vorfährt, die Bewohner der vermüllten Wohnungen und Häuser für eine Woche in ein Hotel einquartiert und dann mit einem zehnköpfigen Räumkommando anrollt, der Bewohner noch schnell "5 Dinge, die Dir am Wichtigsten sind" herausholen kann, dann der Rest (und es ist verdammt viel Rest!) mit Schaufeln und hunderten von Müllsäcken abtransportiert wird und ganz am Schluß eine Einrichterin mit der Handkante einen Knick ins Sofakissen schlägt - fertig ist das neue Leben.
Keine, aber auch wirklich keine einzige dieser Sendungen stellt mal klar und erklärt, was "Messies" denn sind: nämlich psychisch kranke Menschen, die therapeutische Hilfe benötigen. Und nicht mal eben ein 10-Minuten-Gespräch auf der (verrotteten) Bank im zugewucherten Garten hinter dem Haus.
Wer glaubt, mit dem Entsorgen des Mülls und dem Einrichten mit neuen Möbeln sei auch der Auslöser, der für all dieses gigantische Chaos verantwortlich ist, verschwunden, der irrt. Und zwar gewaltig.
Messies vermeiden oft über viele Jahre, daß irgendjemand ihre Wohnung betritt, weil sie sich durchaus ihres Mülls bewußt sind und sich dafür schämen. Solche Menschen lassen nicht einfach ein Kamera-Team in die Wohnung und sich ihren "Besitz" ohne Durchsicht von fremden Menschen rausräumen. Ich weiß nicht, wie diese Menschen dazu gebracht werden, es doch zu tun - ich vermute, mit viel Geld und/ oder falschen Versprechungen.
Während ich beim ersten Gespräch mit einem Hilfesuchenden Vertrauen aufbauen muß, damit sie mir glauben, daß das, was ich zu sehen bekomme, auch wirklich nur in meinem Kopf bleibt, passiert im TV genau das Gegenteil: Millionen von Menschen bekommen nicht nur jede noch so intime Ecke des Messies gezeigt, sondern er wird auch nach den Aufräumaktionen bei den sogenannten "Kontrollbesuchen", die selbstredend wieder TV-gerecht dokumentiert werden, noch vorgeführt: wehe, der Knick ist nicht mehr im Sofakissen!
Mit bestimmten Suchbegriffen lässt sich meine Homepage ja schnell finden, und so sind genau die TV-Produktionsfirmen, von denen hier die Rede ist, bereits auch auf mich aufmerksam geworden: beinahe wöchentlich flattert eine Anfrage rein, in der es heißt "Kennen Sie vielleicht Menschen, die im Müll leben und dringend Hilfe benötigen?" - "Würden Sie unseren Protagonisten für die Nachbetreuung zur Verfügung stehen?" etc.
So toll kostenlose Werbung auch wäre - aber diesen Voyeurismus kann und will ich einfach nicht unterstützen! Meine Kunden sind keine wilden Tiere, die man mit "ACHTUNG MESSIS!" im TV vorführt!
Wofür die Teams der Privatsender 1-2 Wochen benötigen, brauche ich in einer solch "desorganisierten" Wohnung ein gutes halbes Jahr. Mindestens.
Danach besitzt der Kunde aber nicht nur noch mehr als 5 ihm wichtigste Dinge, sondern vor allem seine Würde.
Und das ist wertvoller als farblich harmonierende, dekorativ zusammengerollte Handtücher im Bad oder ein Knick im Sofakissen. Oder eine Zuschauer-Quote.
Und wichtiger als kostenlose Werbung für mich.
Nachtrag: meine eigentliche Wut nicht nur auf die TV-Produktionsfirmen- und Sender kommt hier gar nicht wirklich zur Geltung... je länger ich darüber nachdenke, was nicht nur bei diesem Thema, sondern auch in vielen anderen Formaten passiert, desto mehr könnt' ich kotzen...!
Momentan schwappt mal wieder eine Welle der zwanghaften Sammler und verwahrlosten Wohnungen durch viele Sender und allein "berufsbedingt" habe ich das bisher geschaut, denn: das, was die, die sich da "Wohn-Experten" oder "Aufräum-Coach" usw. nennen, können, kann ich auch. Kann ich nicht nur, sondern mache ich auch.
Nur eben ohne irgendein Budget eines Fernsehsenders im Rücken, der da mal eben einen 30-Tonnen-Container vorfährt, die Bewohner der vermüllten Wohnungen und Häuser für eine Woche in ein Hotel einquartiert und dann mit einem zehnköpfigen Räumkommando anrollt, der Bewohner noch schnell "5 Dinge, die Dir am Wichtigsten sind" herausholen kann, dann der Rest (und es ist verdammt viel Rest!) mit Schaufeln und hunderten von Müllsäcken abtransportiert wird und ganz am Schluß eine Einrichterin mit der Handkante einen Knick ins Sofakissen schlägt - fertig ist das neue Leben.
Keine, aber auch wirklich keine einzige dieser Sendungen stellt mal klar und erklärt, was "Messies" denn sind: nämlich psychisch kranke Menschen, die therapeutische Hilfe benötigen. Und nicht mal eben ein 10-Minuten-Gespräch auf der (verrotteten) Bank im zugewucherten Garten hinter dem Haus.
Wer glaubt, mit dem Entsorgen des Mülls und dem Einrichten mit neuen Möbeln sei auch der Auslöser, der für all dieses gigantische Chaos verantwortlich ist, verschwunden, der irrt. Und zwar gewaltig.
Messies vermeiden oft über viele Jahre, daß irgendjemand ihre Wohnung betritt, weil sie sich durchaus ihres Mülls bewußt sind und sich dafür schämen. Solche Menschen lassen nicht einfach ein Kamera-Team in die Wohnung und sich ihren "Besitz" ohne Durchsicht von fremden Menschen rausräumen. Ich weiß nicht, wie diese Menschen dazu gebracht werden, es doch zu tun - ich vermute, mit viel Geld und/ oder falschen Versprechungen.
Während ich beim ersten Gespräch mit einem Hilfesuchenden Vertrauen aufbauen muß, damit sie mir glauben, daß das, was ich zu sehen bekomme, auch wirklich nur in meinem Kopf bleibt, passiert im TV genau das Gegenteil: Millionen von Menschen bekommen nicht nur jede noch so intime Ecke des Messies gezeigt, sondern er wird auch nach den Aufräumaktionen bei den sogenannten "Kontrollbesuchen", die selbstredend wieder TV-gerecht dokumentiert werden, noch vorgeführt: wehe, der Knick ist nicht mehr im Sofakissen!
Mit bestimmten Suchbegriffen lässt sich meine Homepage ja schnell finden, und so sind genau die TV-Produktionsfirmen, von denen hier die Rede ist, bereits auch auf mich aufmerksam geworden: beinahe wöchentlich flattert eine Anfrage rein, in der es heißt "Kennen Sie vielleicht Menschen, die im Müll leben und dringend Hilfe benötigen?" - "Würden Sie unseren Protagonisten für die Nachbetreuung zur Verfügung stehen?" etc.
So toll kostenlose Werbung auch wäre - aber diesen Voyeurismus kann und will ich einfach nicht unterstützen! Meine Kunden sind keine wilden Tiere, die man mit "ACHTUNG MESSIS!" im TV vorführt!
Wofür die Teams der Privatsender 1-2 Wochen benötigen, brauche ich in einer solch "desorganisierten" Wohnung ein gutes halbes Jahr. Mindestens.
Danach besitzt der Kunde aber nicht nur noch mehr als 5 ihm wichtigste Dinge, sondern vor allem seine Würde.
Und das ist wertvoller als farblich harmonierende, dekorativ zusammengerollte Handtücher im Bad oder ein Knick im Sofakissen. Oder eine Zuschauer-Quote.
Und wichtiger als kostenlose Werbung für mich.
Nachtrag: meine eigentliche Wut nicht nur auf die TV-Produktionsfirmen- und Sender kommt hier gar nicht wirklich zur Geltung... je länger ich darüber nachdenke, was nicht nur bei diesem Thema, sondern auch in vielen anderen Formaten passiert, desto mehr könnt' ich kotzen...!
Budenzauberin - 2012-01-09 15:49 - gezaubert in: geLEBT
Ich hoffe, Sie können noch vielen Menschen helfen - in dem Tempo und der Privatsphäre, die Ihren Kunden auch wirklich hilft. Ist nämlich sehr wichtig, das was Sie da tun. Und das kann wahrlich nicht jede/r.
Herzliche und hochachtungsvolle Grüße!
Vor allem, nachdem die Kleinste mit ihren jetzt schon 9 Jahren von der Existenz von Formaten wie "X-Factor" und "DSDS" weiß und Anspruch auf's Gucken erhebt, muß man sich seiner Verantwortung neu bewusst werden - "X-Factor" ist z.B. OK, "DSDS" hingegen nicht. Also wird letzteres erst nach den menschenentwürdigenden "Casting" angesehen, weil man dem Kind nicht vermitteln möchte, daß es völlig in Ordnung ist, daß Menschen - und teilweise auch Behinderte - derart vorgeführt und auch beleidigt werden. Es ist ein Unterschied, ob wir Erwachsenen allein im stillen Kämmerlein über so etwas schmunzeln oder gar lachen.
Ach, eigentlich wollte ich mir nur bei Ihnen bedanken. ;-)